Der PON

Polnischer Niederungshütehund – PON (Polski Owczarek Nizinny)
Allgemeine Erscheinung und Verhaltensmerkmale:
Der PON ist ein Hütehund mittlerer Größe, mit guter Substanz, muskulös, mit langem und dichtem Fell, von lebhaftem aber gemäßigtem Temperament, wachsam, wendig, intelligent, ausgestattet mit gutem Gedächtnis und Aufnahmebereitschaft.
Er ist ein treuer, seinen Menschen sehr ergebener Begleiter und Gefährte. Sein ausgeprägter Hütetrieb und seine große Anhänglichkeit lassen ihn gern und freiwillig in der Nähe seiner Familie verweilen. Er ist kein Wilderer und er neigt nicht zum streunen. Er ist lernfreudig und hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis.
Im Umgang mit anderen Hunden zeigt er sich freundlich mit einem intakten, artgerechten Sozialverhalten. Umweltreizen- und anforderungen begegnet er gelassen. Verhaltensstörungen sind nahezu unbekannt.

Zu fremden Menschen ist er zunächst zurückhaltend aber freundlich im Umgang mit Kindern.
Der Standard des PON, nach dem FCI-Standard Nr. 251 D
Widerristhöhe:
Rüden 45-50 cm
Hündinnen 42-47 cm

Gewicht: von ca. 16 bis 20 kg
Farben: alle Farben und Flecken erlaubt

 

DER PON:
Autor: Malgorzata Lula – Internationaler Richter und PON Züchter.
Übersetzung aus dem Englischen: Sabine Holdorf.
Der Artikel wurde im POLISH PON MAGAZYN in der Ausgabe November 2001 erstmalig veröffentlicht.

Der Polnische Niederungshütehund (PON) ist ein sehr temperamentvoller und individueller Hund. Der PON ist lebhaft, neugierig auf seine Umwelt, ist recht zurückhaltend und besitzt einen ausgeprägten Instinkt für sein Territorium. Diese Charaktereigenschaften führen häufig zu Konflikten zwischen dem neuen Besitzer und seinem PON.

PON Welpen sind sehr aktiv, ziemlich laut und greifen gern an. Sie protestieren energisch gegen Einschränkungen und zwar besonders dann, wenn sie auf den Geschmack gekommen sind, sich im ganzen Haus oder in der Wohnung frei bewegen zu können.

PONs einigen sich schnell auf eine Rudelhierarchie. Sie brauchen und suchen den Kontakt zu ihrem Beschützer aus den Tagen nach der Geburt. Sie entwickeln sich schnell, werden früh unabhängig und bemühen sich begierig um eine Verbindung zu den Menschen.

In ihrem neuen Heim sucht der kleine PON eine liebevolle, aber dauerhafte Familie. Die ausgeprägte Energie des Kleinen findet häufig einen Weg, um anspruchsvolle Spiele zu fordern. Der Welpe muss beschäftigt werden, er braucht genügend Auslauf und möchte spielend lernen. Konsequente „Lernprogramme“, in Verbindung mit begrenzter Bewegungsfreiheit und der Möglichkeit der Erkundung der Umgebung sind notwendig. Oft benehmen sich PONs eigensinnig und albern, aber das ist nur „gespielt“.

Das freche Jungtier wird immer versuchen, seinen Kopf um jeden Preis durchzusetzen. Der Zorn des Besitzers und möglicher Zwang führt genau zum gegenteiligen Effekt. Der Welpe wird unter Umständen eigensinnig und penetrant. Er wird Ihren Anweisungen gehorchen, aber nur, damit er wieder seine Ruhe hat. Bei passender Gelegenheit jedoch, wird er nicht mit Ihnen zusammenarbeiten, etwa bei Vorführungen.

Eine Freundschaft mit einem PON herzustellen ist nicht schwierig, aber es bedarf einer gewissen Schlauheit. Der PON wird ihnen genau so viel Zuneigung und Respekt entgegenbringen, wie sie ihm geben.

Sogar ein kleiner Welpe wird sehr schnell begreifen, wie weit er bei Ihnen gehen kann und was er mit Gequietsche bei Ihnen erreicht. Wenn wir nicht genügend Geduld und Strenge bei der Ausführung unserer Kommandos aufbringen, wird der PON schnell seinen Vorteil nutzen und sich zu einem Haustyrann, einer Nervensäge entwickeln oder sich gar wie Dummkopf benehmen.

Besonders ein psychisch starker Rüde kann sich für den inkonsequenten Besitzer schnell zu einem Plagegeist entwickeln. Das zeigt sich besonders beim Spaziergang, wenn der Hund seine eigenen Wege geht – unter Missachtung aller Kommandos.

Man sollte sich stets vor Augen halten, dass der PON von seiner Herkunft her nicht mit einem „Schmusehund“ zu vergleichen ist. Der PON war ein typischer Hofwachhund, der eingesetzt wurde um Schafe Rinder und Schweine zu hüten. Der PON ist es gewohnt bei der Arbeit zu bellen. Er arbeitet schnell, laut und nicht unbedingt sanft. Er bellt Eindringlinge wütend an und versucht auch oft sie zu beißen. Zwei PONs können ohne Probleme eine Kuh in Schach halten, ebenso wie einen Eindringling, der es gewagt hat „ihr“ Territorium zu betreten.

Der PON ist der geborenen Wächter und erfüllt diese Aufgabe perfekt. Er bewacht sein Territorium gern, fleißig und sorgfältig. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit! Es ist sehr ungewöhnlich, dass ihn seine Arbeit frustriert. Er bleibt immer aktiv und erwartungsvoll sowie entgegenkommend.

Die Tendenz, einen PON wie einen „Schoßhund“ zu behandeln, verursacht häufig Probleme. Die Beschränkung dieses Arbeitshundes auf Schlafen, Fressen oder in seiner Funktion als Dekoration ist ein kapitaler Fehler des Besitzers. Fühlt sich ein PON gelangweilt, entwickelt er eigene Spiele mit dem Ergebnis das Gegenstände im Haus demoliert werden, Löcher in den Garten oder die Blumenbeete gegraben werden. Eventuell bellt er stundenlang oder kratzt sich.

Ein frustrierter Besitzer sperrt den Hund zur Strafe ein und verstärkt damit den Stress mit all seinen möglichen Symptomen. Das hat ständige Tierarztbesuche zur Folge um das Kratzen und/oder Hautprobleme zu behandeln.

Langeweile, das Fehlen körperlicher Aktivität und falsches Futter sind oft die Auslöser für viele negative psychologische Veränderungen.

Der PON ist leider kein Hund für „Jedermann“. Dieser außergewöhnlich aufrichtige und intelligente Hund benötigt einen klugen und konsequenten menschlichen Partner. Ein PON ist kein unterwürfiger Schleimer oder ein stumpfsinniger Gefolgsmann, sondern ein energiegeladener fröhlicher Partner (ein loyaler Freund). Der Besitzer, der einen aktiven Lebensstil pflegt und sich Zeit nimmt für die Fellpflege, den Hund zu baden, für Spaziergänge, Vorführungen, Agility und konsequentes Training wird einen freundlichen und wahren Freund finden – für immer! Ja, einen Freund!

Geschichte.
Als rasseloser aber mutiger In der polnischen Literatur ist der PON seit dem 9. Jahrhundert als Rassetyp zu finden. Um 1500 reiste ein polnischer Kaufmann nach Schottland. Außer der Ladung und der Mannschaft fanden sich auch noch einige PON-ähnliche Hunde an Bord des Schiffes, mit dem das Ziel erreicht werden sollte. In Schottland wurde dann Getreide gegen Schafe eingetauscht. Hier waren die PON-Vorfahren ganz in ihrem Element. Ihre Arbeit mit der Herde gefiel einem Schotten sehr gut. Er bot dem polnischen Gast den Tausch von einem Lamm und einem Bock gegen zwei Hündinnen und einen Rüden. Man ist sich mit den britischen Kynologen darüber einig, dass die später gegründeten Hunderassen “Bearded Collie” und “Bobtail” aus solchen Handeln hervorgegeangen sind. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Vorfahren des PON von Bauern und Schäfern zum Hüten von Schweinen und Schafen und auch Gänsen gezüchtet. Schon damals sorgte sorgfältige Zuchtselektion dafür, dass nur Tiere mit guten Wach- und Hüteeigenschaften zur Weiterzucht gelangten. Nach und nach traten diese Hütehunde anläßlich der Ausstellung von Nutzvieh in Erscheinung. Sie begeisterten durch ihre Arbeitsfreude, ihr Können, ihre Gesundheit, und ihr pflegeleichtes, wetterunabhängiges, ziegenähnliches Fell. In Polen begann man nach dem ersten Weltkrieg sich dieses Hundetyps anzunehmen. Schon damals wurden erste Veränderungen gegenüber dem alten Typ vorgenommen. Diese beschreibt H. Zimmermann in seinem “Lexikon der Hundefreunde” 1935. Der zweite Weltkrieg zerstörte den bescheidenen Zuchtbeginn, sämtliche Zuchtunterlagen und den Bestand der ausgewählten Zuchthunde. Aber es gab die sogenannten “Dorfköter” die den ehemaligen Zuchttieren entsprachen. Diese enstanden aus zufälligen “Beziehungen” diverser Rassen. So sicherlich auch mit den inzwischen ausgestorbenen deutschen Rassehunden wie Hütespitz, Schafpudel und dem pommerschen Hütehund, aber ganz sicher auch aus den ehemaligen PON-Zuchthunden. Für die PON-Freunde begann eine harte Arbeit: Nach 15 Jahren der Auslese und Suche. Besonders durch die inzwischen verstorbene Frau Dubrawinowa und der züchterischen Maßnahme durch Frau Dr. Danuta Hryniewiczin ihrem noch heute bestehenden Zwinger “z Kordegardy”, gelang es, aus den “Dorfkötern” eine ausgewogene, ansprechende Rasse zu formen.
Quelle: VDH